Eine Familie, bei der es oftmals piept
Von Bernd Zeyer
Im Jahr 1959 trat Gerhard Jaiser in die Freiwillige Feuerwehr Zazenhausen ein und begründete damit eine Familientradition. Mittlerweile ist mit Urenkel Dominik Weller die vierte Generation Mitglied bei den Floriansjüngern.
Zazenhausen – Wenn die Familie Jaiser beisammen sitzt, dann kann es sein, dass es gleich mehrfach piept. Das liegt nicht an nervigen Handys oder elektronischen Spielzeugen, sondern an kleinen Funkmeldern, die einige der Jaisers stets bei sich tragen. Viele Familienmitglieder sind nämlich bei der Freiwilligen Feuerwehr – mittlerweile in der vierten Generation. Begründet hatte diese Tradition Gerhard Jaiser. Er trat 1959 ein, feierte vor Kurzem seinen 90. Geburtstag und ist das älteste Mitglied der Wehr.
1959 wurde noch durch eine Dach-Sirene alarmiert
Wenn im Jahr 1959 die Feuerwehr alarmiert wurde, dann hat das ganz Zazenhausen mitbekommen. „Früher gab es eine Sirene auf dem Dach des Schulhauses“, erzählt Gerhard Jaiser. Diese sei „ordentlich laut“ gewesen. Dass er überhaupt bei den Floriansjüngern gelandet sei, habe an seinen Kumpels gelegen – die waren nämlich auch alle dabei. Noch gut erinnert sich der Senior an einen Scheunenbrand in der Zazenhäuser Ortsmitte in den 1960er Jahren. Zwar sei die Scheuer abgebrannt, die umliegenden Häuser habe man aber retten können. Ernsthaft verletzt wurde Gerhard Jaiser nie, seine Dienstauffassung darf durchaus als vorbildlich bezeichnet werden: Keinen einzigen Bundes- oder Landesfeuerwehrtag hat er in seiner aktiven Zeit versäumt, und auch auf allen Jahreshauptversammlungen ist er regelmäßig erschienen. Kein Wunder, dass Gerhard Jaiser mittlerweile Ehrenmitglied ist.
Wie der Vater, so der Sohn: Auch Jürgen Jaiser ist Ehrenmitglied. Seine Karriere begann er im Jahr 1973 in der Jugendwehr, vier Jahre später wechselte er zu den Aktiven. „Für mich war es fast schon Verpflichtung, aber auch eigener Wunsch und Wille“, beschreibt der heute 61-Jährige seine Motivation. 1978 wäre es freilich fast vorbei gewesen – mit der Feuerwehr und dem eigenen Leben: bei einem Hochwassereinsatz in Mühlhausen kam es zu einer sehr gefährlichen Situation. „Ich stand im Wasser, schaltete die Pumpe ein, dann ging bei mir das Licht aus“, erinnert er sich. Die Pumpe hatte einen Defekt, glücklicherweise kam Jaiser mit einem gehörigen Schreck davon. Ganz anders als ein Feuerwehrmann in Heilbronn. Der war an jenem Tag ebenfalls bei einem Hochwassereinsatz, benutzte eine Pumpe, die den selben Defekt hatte. Der Mann überlebte nicht. Jürgen Jaiser wachte später auf einer Liege wieder auf. „Als ein Kamerad mich anfasste, leuchtete seine Digitaluhr auf“, sagt er und grinst.
Das erste „Feuerwehrbaby“ Zazenhausens
Trotz dieses Erlebnisses ihres Vaters zog es auch Tochter Daniela zur Feuerwehr – als erstes weibliches Mitglied in Zazenhausen überhaupt. Sie war lange Jugendleiterin, ist ausgebildete Brandschutzerzieherin und ist bei der aktiven Wehr. „Ich bin von den Männern immer respektiert worden“, erzählt die 41-Jährige. Dumme Sprüche habe es nie gegeben, im Gegenteil: „Die Kameraden wollten und wollen mich immer beschützen.“ Ganz besonders ein Kamerad aus Lorch: Bei einem Feuerwehr-Zeltlager im August 2000 lernte sie Ralf Weller kennen und lieben – ihren heutigen Ehemann. Er zog nach Zazenhausen und wechselte von den Lorcher Floriansjüngern zu den Zazenhäusern. Bald darauf kam Sohn Dominik zur Welt. Als, so erzählen die beiden stolz, „Zazenhausens erstes Feuerwehrbaby“.
Ehefrau Daniela war gerade einige Tage mit dem neugeborenen Sohn aus der Klinik, da musste Ralf Weller zum Großbrand eines Möbelhauses in Mühlhausen ausrücken. „Man wird vorsichtiger“, beschreibt er heute seine damaligen Gedanken. Er war auch im Einsatz, als vor einigen Jahren zwei Jugendliche bei einem Verkehrsunfall in der Zazenhäuser Straße zu Tode kamen. Es kann durchaus passieren, dass Daniela und Ralf zusammen ausrücken. Ralf ist der Ranghöhere: „Ausnahmsweise muss ich dann auf meinen Mann hören“, erzählt Daniela Jaiser-Weller mit einem Augenzwinkern. Wenn die Eltern zu Einsätzen rannten, sah ihnen Sohn Dominik oftmals vom Balkon aus hinterher. Und da das Haus nur wenige Meter entfernt von der Wache liegt, konnte er auch beobachten, wie die Fahrzeuge sich auf den Weg machten. „Ich fand es schon immer cool, bei der Feuerwehr zu sein“, erzählt der heute 18-Jährige. Auch wenn er als Kind hin und wieder darunter leiden musste: „Es hieß, heute gehen wir ins Legoland, doch dann ging der Piepser los.“
Im Jahr 2010 trat Dominik als Gründungsmitglied in die Kindergruppe ein, dann kam er zur Jugendwehr und seit Jahresbeginn ist er bei den Aktiven. Noch wartet er auf seinen ersten Einsatz.
Fragt man Senior Gerhard Jaiser, welchen Rat er seinem Urenkel Dominik geben kann, dann sagt er: „Er soll immer wieder gesund vom Einsatz zurückkommen.“ Ein Satz, der sicherlich auch für alle anderen aus der Familie gelten kann.
Quelle: Stuttgarter Zeitung
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