Achtung Stadtbahn!

26 Mal hat es im vergangenen Jahr in Stuttgart gekracht, weil Autofahrer an verbotenen Stellen links abgebogen sind und die Straßenbahn übersehen haben. Das soll sich jetzt ändern.

Stuttgart – Am Ende piepst es nur noch in den Ohren. Dabei hatte die Fahrt so schön angefangen. „Hi“, sagt die Beifahrerin, gibt der Person hinter dem Steuer einen Kuss auf die Wange und schnallt sich an. Wer das Video der Stuttgarter Straßenbahn ansieht, wird selbst in die Perspektive des Fahrers versetzt: Im Radio läuft entspannte Musik, die Sonne scheint, Stuttgart zeigt sich von seiner besten Seite. Die Ampel am Charlottenplatz zeigt grünes Licht, weiter geht’s. Zwischendurch zieht die Beifahrerin ihren Lippenstift nach und plötzlich – kracht es ganz gewaltig.

An einer mehrspurigen Straße mit Bahngleisen in der Mitte wollte der Fahrer links abbiegen – und hat die Straßenbahn übersehen. Die Bahn kann nicht mehr bremsen. „Achtung, links fährt die Bahn! Biegen Sie nur da links ab, wo sie es dürfen“, wird im Video noch gewarnt, dann nur noch Piepen in den Ohren. Ob und wie die zwei Menschen im Auto den Unfall überstehen, bleibt ungewiss.

Etwa 56 Tonnen wiegt eine gelbe Stadtbahn – und hat deshalb einen erheblich längeren Bremsweg als ein Auto. Tote habe es, so weit sie wisse, zum Glück bei solchen Unfällen in Stuttgart noch nicht gegeben, sagt Birte Schaper von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), aber: Die Zahl der Linksabbieger-Unfälle steigt seit einigen Jahren kontinuierlich. 15 Zusammenstöße gab es 2010, 26 waren es im vergangenen Jahr. Mit der neuen Sicherheitskampagne hoffen die SSB, die Zahl der Unfälle künftig wieder zu verringern.

Unfallschwerpunkte für illegales Linksabbiegen sind zum Beispiel im Stuttgarter Westen die Kreuzungen Schloß-/Senefelderstraße, Schloß-/Silberburgstraße und Bebel-/Claudiusstraße. In Zuffenhausen sollten die Autofahrer besonders an den Kreuzungen Ludwigsburger-/Frankenstraße und Ludwigsburger-/Hohensteinstraße achtgeben und nicht links abbiegen. Und wer häufig im Gebiet Bad Cannstatt/Fellbach unterwegs ist, weiß sicher längst, dass an den Kreuzungen Waiblinger-/Daimler Straße und Stuttgarter-/ Höhenstraße das Linksabbiegen nicht gestattet ist.

Das Video zur neuen Sicherheitskampagne sei bewusst mit einem Augenzwinkern gestaltet, sagt Schaper. So, hoffen die SSB, komme das Thema eher bei den Leuten an als durch Warnkampagnen, die allzu sehr mit dem erhobenem Zeigefinger mahnen. Insgesamt „wird das Thema wahrscheinlich nicht ganz verschwinden“, sagt Schaper. Das zeigt ein Blick noch weiter zurück in die Vergangenheit: Auch 2005 lag der Wert mit 25 Unfällen schon ähnlich hoch wie im vergangenen Jahr. Umso wichtiger sei es, das Thema immer wieder neu ins Bewusstsein der Autofahrer zu bringen, sagt Schaper.

Etwa 700 Mal wurde der Clip auf Youtube bislang geklickt. Auch ein Kino- und zwei Radiospots sind Teil der Sicherheitskampagne.

Quelle: Stuttgarter-Nachrichten

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